Mobile Arbeit: Herausforderung für den Rücken
Die Corona-Pandemie hat mobiles Arbeiten etabliert – mit gesundheitlichen Folgen: Über 30 Prozent der Bildschirmarbeitnehmer leiden seither erstmalig oder verstärkt unter Muskel-Skelett-Beschwerden. Ursachen sind mangelhafte Ergonomie und längere Bildschirmzeiten. Doch es geht auch anders: Wo Arbeitgeber in ergonomische Ausstattung investieren, bleiben die Beschwerden aus.
Was ist mobile Arbeit?
- Mobile Arbeit bezeichnet eine flexible Form der Arbeitsorganisation. Beschäftigte üben ihre beruflichen Aufgaben außerhalb der Betriebsstätte aus, z. B. unterwegs, in öffentlichen Einrichtungen oder im Hotel. Ihr Arbeitsort ist variabel und nicht fest an einen einzelnen Standort gebunden.
- Homeoffice ist eine besondere Form der mobilen Arbeit, bei dem Arbeitnehmer zeitweilig oder dauerhaft im Privatbereich tätig sind.
Homeoffice hat sich bei einem Viertel der Beschäftigten durchgesetzt. Eine aktuelle Studie des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) und des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) zeigt jedoch: Diese Flexibilität hat ihren Preis. An der Befragung, die von mehreren Berufsgenossenschaften initiiert wurde, nahmen über 1.000 Bildschirmarbeitnehmer teil. Das Ergebnis: Mobile Arbeit führt zu stärkeren Muskel-Skelett-Beschwerden als die herkömmliche Büroarbeit. Besonders betroffen sind Nacken, Schultern und der untere Rücken. 15 Prozent der Befragten klagten seit Pandemiebeginn über neu aufgetretene Schmerzen vor allem im Nacken- und Schulterbereich, 19 Prozent berichteten über eine Verschlechterung bestehender Beschwerden.
Hauptrisiko: mangelhafte Ausstattung
Mangelhafte Ausstattung bei mobiler Arbeit führt häufig zu vermehrten Muskel-Skelett-Beschwerden. So haben der Studie zufolge Beschäftigte ohne externe Monitore, separate Tastaturen oder ergonomische Mäuse ein doppelt so hohes Risiko für Nacken- und Rückenschmerzen wie Mitarbeiter im Büro. Zudem erhöht die berufliche Nutzung des Smartphones – zusätzlich zu Telefonaten – das Beschwerderisiko erheblich, weil der kleine Bildschirm und die beengte Haltung besonders Nacken und Schultern belasten. Längere tägliche Bildschirmarbeitszeiten ohne ausreichende Pausen steigern das Risiko zusätzlich.
Muskelverspannungen im Homeoffice
Muskelverspannungen entstehen, wenn Muskeln über längere Zeit angespannt bleiben – ein typisches Problem im Homeoffice. Durch monotone Körperhaltung, Bewegungsmangel und einseitige Belastung werden Muskeln ungenügend durchblutet und verkürzen. Die Folge: dumpfe Schmerzen, verhärtete Stellen und eingeschränkte Beweglichkeit. Besonders problematisch ist die unbewusste Schonhaltung, die Verspannungen weiter verstärkt – ein Teufelskreis entsteht. Psychische Faktoren wie Dauerstress, Ängste oder Depressionen erhöhen zusätzlich den Muskeltonus. Präventiv wirken regelmäßige Bewegung, Dehnübungen, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und bewusste Pausen.
Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber
Beschäftigten und müssen nach DIN EN ISO 9241 darauf achten, dass Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sind – auch bei mobiler Arbeit und im Homeoffice. Durch gezielte Maßnahmen lassen sich Beschwerden vorbeugen:
- Sensibilisierung und Schulung: Beschäftigte sollten wissen, wie sie Bildschirm, Stuhl und Schreibtisch optimal positionieren.
- Technische Ausstattung: Die Bereitstellung von externen Monitoren, Tastaturen und Mäusen ist eine langfristige Investition in die Mitarbeitergesundheit.
- Arbeitsmedizinische Vorsorge: Regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Smartphone-Arbeit begrenzen: Berufliche Aufgaben sollten möglichst nicht am Smartphone oder Touchpad erledigt werden, sondern an vollständig ausgestatteten Arbeitsplätzen.
Checkliste: Gesundes Sitzen
- Rückengerecht sitzen: Sitzhaltung immer wieder überprüfen. Durch aufrechten Oberkörper und leicht nach vorn gekipptes Becken werden die Bandscheiben am wenigsten belastet.
- Sitzposition wechseln: Haltung regelmäßig variieren: aufrecht, zurückgelehnt, entspannt nach vorn gebeugt oder auf der Stuhlkante sitzend.
- Ergonomische Ausstattung: Ergonomischen Bürostuhl, höhenverstellbaren Schreibtisch und optimal positionierten Monitor nutzen.
- Aufsteh-Routine: Alle 20-30 Minuten kurz aufstehen – telefonieren im Stehen oder Besprechungen gehend durchführen. Drucker und Kaffeemaschine weiter weg platzieren und die Wege für kleine Übungen wie Schulterkreisen nutzen.